Die Glut von Oschersleben

Drei Dinge retteten uns an diesem Tag auf der Rennstrecke vor dem Hitzetod: Unser 3mx6m Schattenspender, ausreichend Wasserflaschen und die direkte Nachbarschaft zum Trinkwasserverteiler für die potentiellen Rennstreckencamper, der alle paar Minuten von uns aufgesucht wurde, um den Schweiß abzuspülen und ein wenig Verdunstungkälte zu generieren.

Dafür wurden die Reifen nie wirklich kalt und ich hatte auch zu keiner Zeit das Gefühl, die Kontrolle über die Pilot Powers zu verlieren, allerdings war ich auch bestimmt noch nicht auf der letzten Rille unterwegs, auch wenn die Fußrasten und die Stiefelschleifer zeitweise aufsetzten. Am Vorderrad war dann auch noch ein kleiner Rand zu sehen, während sich hinten schon Gummiwürste über die Reifenflanke schoben. Naja, welcher Hersteller setzt heutzutage schon noch auf 120er vorn und 160er hinten…

Michelin Pilot Power vorn... ... und hinten

Mit der Erkenntnis 30 Sekunden langsamer zu sein als (semi-)professionelle Fahrer auf einer 600er stehe ich natürlich vor der Frage, die sich alle Rennstreckennovizen stellen:

„Wo zur Hölle, holen die die Leute diese Sekunden her?“

Klar, die haben besseres „Material“ antwortet man frei von Selbstkritik aber wie schnell wäre ich wohl auf einer IDM-600er? Keine 10 Sekunden schneller schätze ich mal. Der Rest muss also mit Kopf und Körper des Piloten entschieden werden und dazu fehlt mir erst einmal die Kondition um länger als 20 Minuten auf der Strecke bestehen zu können und zum anderen hat es wohl im im Kopf auch noch nicht in allen Racing-Synapsen „Klick“ gemacht. Man braucht wahrscheinlich jemanden, der einem zeigt wie der Hase läuft, was man falsch macht und mit einem z.B. ergründet, wieso Linkskurven flutschen und der Knieschleifer schraddelt, man in Richtung Steuerbord nur ungelenk dahineiert… Aber man ist ja geizig und die Zeit für Trainings ist viel zu knapp. Seufz. Vielleicht vertiefe ich mich ja noch mal in die Werke von Keith Code… denn das letzte Renntraining war das bestimmt noch nicht!

Was die Thundercat im Rennmodus nun verbraucht weiss ich jetzt übrigens auch. Ich bin ja mit vollem Tank gestartet (ja, schön doof – gleich wieder 10kg Übergewicht…) und im letzten Turn ging nach 200km dann die Reservelampe an, d.h. von den 19 Litern waren nur noch 3 übrig. Ergo: 8 Liter Super auf 100 km, 2 Liter mehr als im Normalbetrieb. Ist das jetzt normal oder war ich noch zu tourig unterwegs?

Ach ja, den rechten Blinker hat’s beim Verzurren auf dem Hänger dann abermals erwischt. Dabei weiss man doch, dass man zum Renntraining seine Blinker abbauen sollte…aber ich war mal wieder zu faul, dazu die Verkleidung abzumontieren.
Ich denke, ich setze jetzt erst mal auf Panzertape – das ist flexibler als Sekundenkleber.

10 Comments on “Die Glut von Oschersleben

  1. Ich weiss, mich hat ja niemand gefragt, aber diesen Rechts-Links-Unterschied erkläre ich mir mal mit einem physiologischen und dann auf der Rennstrecke physikalischen Unterschied:

    Die rechte Körperhälfte ist muskulöser und schwerer. Daher ist der Schwerpunkt bei Rechtskurven anders.

    Vielleicht biegt man aber einfach nur öfter im Leben rechts ab. Oder im normalen Verkehr nimmt man hierzulande Rechtskurven ja immer „Innen“, und Linkskurven „Außen“.

    Denken se ma drüber nach 😀

  2. Du willst – mit besserem Material – zehn Sekunden schneller sein? Bitte verzeih: nie im Leben…

    Meine ZX-6 braucht übrigens auch ca 6 Liter auf der Landstraße – in Padborg hat sie sich aber lockere 12(!!) Liter genehmigt.

    @Bense: Du glaubst doch bestimmt auch an homöpatische Mittelchen, die auch bei anderen Leiden, als jenen von der rechtsfahrbedingten Tüddelichkeit verursachten Abhilfe schaffen, oder?
    🙂

  3. @Michael: Meinste nicht, dass zehn Sekunden drin wären (bei _richtig_ gutem Material)?
    Wenn ich daran denke, wie schlecht meine schwere Fuhre auf den Graden aus dem Quark kam… da wären allein durch eine bessere Beschleunigung mehrere Sekunden drin.

    Was die Rechtskurvenschwäche angeht: mit diesem „Problem“ bin ich wohl nicht ganz allein und eine Ursache soll die schlechtere Kontrolle über die Gashand sein, wenn man auf er rechten Seite des Moppeds hängt…

  4. Ich kann mir das, ehrlich gesagt, wirklich nicht vorstellen. Wenn Du sagst, die Profis sind 30 Sekunden schneller als Du, würde das ja bedeuten, daß Du ein glattes Drittel dieser Distanz nur mit dem Material überbrücken kannst.

    Zur Kurvenschwäche: offenbar hat (fast) jeder seine Lieblingsseite, wobei ich sowohl Leute mit Links- wie auch Rechtsfahrschwäche kenne. Ich selbst habe eher den Eindruck, das liegt jeweils am Kurs: Padbord ist sehr linkslastig, da lassen sich die Rechtskurven eher schwierig fahren (weil man sie weniger übt). Den Heidbergring kann man in beide Richtungen fahren (was die Zweirad-Akademie auch macht). Dabei ist das aber eigentlich ein Rechtskurs. Wenn man ihn links fährt, ziehen sich einige Kurven zu; entsprechend mühsam finde ich ihn dann auch – und im Resultat dann Linkskurven generell.

  5. Man man man, der arme Blinker. Der hats auch nicht leicht bei dir 😉

    Schön zu lesen, dass es Spaß gemacht hat. Und hey, besser als Regen, gell?

  6. @Ben: _Viel_ besser als Regen… Dann doch lieber vom Schweiß durchnässt sein.

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  8. Ich glaube die 30 Sekunden liegen hauptsächlich in den Kurven !
    Dann wahrscheinlich auch bei den Reifen .
    Pilot Power ist eben kein Rennreifen .
    Dann auch in der fehlenden Übung und Kondition . Wir sind eben keine ausgebufften Profis und fahren mit bestimmt
    30% Sicherheit und 95% Sicherheit in den Kurven .
    Profi : 0% Sicherheit , der stürzt eben auch öfter mal und geht so an seine Grenzen .
    Die Lernen der Grenzerfahrung in den Kurven würde bestimmt so manche Sekunde bringen !

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