Der Weg zum neuen Mopped – Part 1: Besichtigen und Probefahren

Natürlich sollte man sich erst einmal im Klaren sein, was man überhaupt sucht. Leichter, agiler und gerne etwas kräftiger als die (gute alte) Thundercat sollte das neue Motorrad sein. Auf eine 600er hatte ich mich auch schon festgelegt, ich glaube ja immer noch, dass 180PS aus 1000 Kubik (für mich) zu viel des Guten sind und ich diese nicht mal auf der Rennstrecke, geschweige denn auf der Landstrasse auf den Asphalt bringen würde.

Yamaha R6
Yamaha R6

Das Wälzen der (historischen) Fachliteratur brachte zu Tage, dass anno 2005 neue Modell der R6 und der ZX6-R erschienen und sich wacker schlugen. Hondas CBR600RR erntete zwar meist die Siegeslorbeeren, doch irgendwie machte mich die Maschine emotional nicht wirklich an, außerdem wurde sie meist rund €500 teuerer gehandelt als die Modelle von Yamaha oder Kawasaki. Weiter abgeschlagen im (Test-)feld landeten dann die kleine Gixxer sowie die 650er Triumph.

Kawasaki ZX-6R
Kawasaki ZX-6R

Ich muss zugeben, auch die Kawasaki hatte letztendlich schlechte Chancen, da ich mich nicht dazu durchringen konnte, ein limettengrünes Motorrad in den Carport zu stellen und somit kamen 80% der sich auf dem Markt befindlichen ZX-6R 636C nicht in Frage. Vielleicht hatte Yamaha aber auch einen kleinen Markenbonus bei mir. 7 Jahre Yamaha fahren prägen vielleicht doch.

Also erst mal nach R6en gucken, am liebsten in schwarz…

Bei der ersten Besichtigung Anfang Mai kam es nicht einmal zu einer Probefahrt. Von Weiten schaute die Maschine noch ganz ordentlich aus, doch bei genauerer Betrachtung kamen diverse Kratzer und Schrammen auf beiden Seiten zum Vorschein und auch am Randes des Tanks schimmerte es an einer Ecke rot durch. „Der war eigentlich rot, hat der Vorbesitzer überlackiert. Ist doch besser als eine Beule im Tank, oder?“, antwortete der jugendliche Verkäufer, der die Maschine erst seit 2 Wochen besaß und nun auf R1 umschwenken wollte. Ob ich mich darauf einlassen sollte? Beinahe froh war ich, als ich bemerkte, das der Lenkanschlag auf einer Seite ausgebrochen war. Offensichtlich war die Maschine mehr als nur einmal umgekippt – da musste schon ein wenig mehr Energie im Spiel gewesen sein. Der Verkäufer wusste von nichts und so wie er guckte, konnte ich ihm das auch fast glauben. Eine Woche später stand die R6 für €400 weniger aber als „Umfaller, der als Unfallfahrzeug verkauft wird“ bei mobile.de…

Zumindest konnte ich aber schon mal auf der Yamaha Platz nehmen und die Sitzposition wurde von mir als regelrecht kommod befunden. Anscheinend war ich also schon auf dem richtigen Weg…

Die zweite R6 wurde bei eBay versteigert und stand östlich von Hamburg zur Vorabbesichtigung bereit. Ein wirklicher Leckerbissen. Der Besitzer hatte den Winter offensichtlich im Keller verbracht und allen Anschein nach gute Bekanntschaft mit einem Pulverbeschichter geschlossen. Felgen und Armaturen waren glasgestrahlt und vesiegelt, der MIVV-Endtopf höhergelegt, Alarmanlage eingebaut, Schaltwellenverstärkung, selbst der eigengefertigte Kennzeichenhalter war pulverbeschichtet. Alles perfekt und dennoch nicht aufdringlich. So sollte optisches Tuning aussehen. Auf meine Frage wieso denn bei eBay versteigern und nicht bei mobile.de und Konsorten kam als Anwort „Wieso, die steht doch bei mobile.de.“ „Echt, zu welchem Preis denn?“ “ €7000.“ Innerlich schluckte ich, ließ mir aber nichts anmerken. Bis €1500 über mein persönliches Limit hatte ich den Suchagenten natürlich nicht eingestellt. Als sein eBay Mindestgebot nannte er mir €6500 und wohl wissend nicht bis dorthin mitbieten zu können nahm ich noch die angebotene Probefahrt wahr.

Bis ca. 4000 Umdrehungen kommt die R6 selbst dem Besitzer einer 13 Jahre alten 600er ziemlich schwachbrüstig vor aber das Drehzahlband sieht ja noch locker 10.000 weitere U/min vor… Und die hatten es wahrlich in sich. Fast ohne Widerstand schnellt der Motor hoch und reisst Krad und Fahrer mit sich. Dazu die Leichtigkeit des sprichwörtlichen Fahrrads. So sehen sie also aus die aktuellen Supersportler. Respekt.

Die Auktion endete mit einem Maximalgebot von rund €5100, obwohl ich bis über €5500 bot. Aktuell steht die Maschine wieder bei eBay drin. Ich wünsche dem Verkäufer, dass er das Schmuckstück zu einem guten Preis los wird, auch wenn der das Geld „nur“ für den Hausbau verwenden wollte…

…to be continued…

6 Comments on “Der Weg zum neuen Mopped – Part 1: Besichtigen und Probefahren

  1. Schön zu lesen. Das mit dem „Umfaller, der als Unfallfahrzeug verkauft wird“ ist schon ein starkes Stück. Vom Umfallen bricht ein Lenkanschlag nicht ab. Die Maschine ist vermutlich bei langsamer Fahrt in einer engen Kurve weggerutscht oder sowas.

  2. Schön zu lesen. Und das mit dem Umfaller war der Grund warum mein erstes Motorrad was neues sein sollte. Ich kann nämlich nicht bewerten was alles quer sitzt an einer Gebrauchten. Wenn man aber Ahnung hat und auch ein klares Ziel, dann ist das ne feine Sache. Freu mich auf Teil 2, auch wenn ich das Ende schon kenn.

  3. @Marc: Wie ahnungslos der Verkäufer wirklich war, werde ich nie erfahren. Ob und unter welchen Umständen er sie wieder losgeworden ist auch nicht… 😉

    @Stefan: Das war schon die richtige Entscheidung bei Dir. Alternativ kann man sich natürlich noch einen erfahreneren Kumpel hinzuziehen (so habe ich meine erste Maschine gekauft), oder die Kiste stellt man kurz beim ADAC o.ä. vor, damit ein „Sachverständiger“ draufschaut.

  4. Hi,
    wenn du in diesem Jahrgang (2005) bleiben möchtest, dann kann ich dir eine 636C (wichtig C) nur empfehlen. Ich selber habe mir eine im letzten Jahr geholt und bin gegenüber meiner damaligen ’98 sehr zufrieden. Einfach klasse: Wavebremsscheiben, Upside-Down, 130PS (136 inkl. Ramair), Anti-Hopping-Kunpplung..) Das Bike fährt sich super, jetzt habe ich Metzeler M3 Sportec als Pelle und Wow. Leistung reicht meiner Meinung locker für die Landstraße und 278km/h auf der Bahn sind auch mal ganz nett. Meine hat noch eine Karbon Akrapovic Underseat mit echt geilem Sound (ohne DB-Killer) Die Farbe ist Geschmackssache und ich hatte damals echt Probleme eine in limegreen zu bekommen. Bin extra von HH nach Meppen gefahren, in Kompi mit der DB 😉 Kurz um fahr Probe und kauf dir nen schwarze oder silberne oder was auch immer 636C 😉
    Gruß
    Maik

  5. > Alternativ kann man sich natürlich
    > noch einen erfahreneren Kumpel
    > hinzuziehen (so habe ich meine
    > erste Maschine gekauft)

    Ähöm, hüstel. Wenn Du mich mit dem „erfahrenen Kumpel“ meinen solltest … 😉 … ich bin die Kiste kurz Probe gefahren, dann fing es heftig an zu regnen und meine letzte Moppedfahrt in Jeans war Geschichte. Ich meinte auf der Ãœberführungsfahrt, dass die Kupplung – besonders im Stadtverkehr quer durch Hamburg – einen modellierten linken Unterarm bringen wird. Irgendwann später riss der verdammt schwergängige Zug dann ja auch endlich unter Deiner trainierten Hand und Du durftest das Schalten ohne Kupplung zwangsweise zügig erproben und lernen. :-))

    Man, ich hatte damals selbst erst ein Mopped gekauft und wirklich nicht allzu viel Erfahrung mit Gebrauchtkäufen. Im Nachhinein hatte ich da wohl Schwein gehabt, dass der Typ uns resp. Dir keine Montagsmaschine verkauft hat. (uff)

    Gruß
    Stephan (noch immer auf Estrella und K12RS)

  6. @Stphan: Alles ist relativ 😉 Schließlich hattest Du bis dato ja schon Dein zweites Motorrad, wenn ich mich recht erinnere. Das hat mir gereicht. Der Kupplungszug gab doch erst ein Jahr später auf, oder? Rückblickend bereue ich den Kauf der GSX-F auf jeden Fall nicht 🙂