Updated on August 31, 2011
Meine Heidbergring-Premiere
Warum in die Ferne schweifen, wenn die nächste Rennstrecke nur 10 Minuten vom eigenen Zuhause entfernt ist. Merkwürdig eigentlich, dass ich dem Ruf des Heidbergrings bislang noch nie gefolgt bin. Vielleicht weil der Kurs mit 850m Länge nicht gerade Grand-Prix Ausmaße hat, trotzdem aber für Training oft Preise deutlich über €100 aufgerufen werden.
Per Zufall stieß ich aber auf das Angebot von „Speedy Martini„, bei denen ein Tag freies Fahren auf dem kleinen Ring in Geesthacht bei Hamburg für €99 angeboten wurde. Also schnell noch mal nachgefragt, ob denn noch Plätze frei wären und dann schnell gebucht.
Der 16.07. war einer dieser raren Sonnentage in diesem Sommer, eingebettet in einen verregneten Freitag und einen nassen Sonntag (Schwein gehabt!) und die Anmeldung um 08:00 am Samstag morgen fällt auch nicht ganz so schwer, wenn man erst um 07:50 losfahren muss.
Der Teilnhmerkreis war bunt gemischt, von Supersportlern auf Hängern bis zu kofferbewehrten Cruisern war alles vertreten.
Nach der Anmeldung gab es eine kurze Einweisung, wann welche der drei Gruppen fahren würde und eine Vorstellung der Instruktoren, sowie von Fiete, quasi dem „Lärmbeauftragten“ des Heidbergrings, der fortan mit seinem Schallpegel-Messgerät darüber wachen würde, ob wir denn auch alle unter den geforderten 93dB blieben. Ich meine, die R6 hat 92dB im Fahrzeugschein stehen aber auch mit dem (geschlossenen) BOS-Endtopf war ich leicht nervös, zumal die „Messungen“ stichprobenartig entlang der Strecke erfolgten. Wissenschaftlich fundiert waren Fietes Messungen mit den ständig wechselnden Abständen und Umweltbedingungen (der größe Teil des Kurses ist von Erdwällen umgeben) natürlich nicht, trotzdem wurde von allen Teilnehmern artig ein bis zwei Gänge hochgeschaltet und der Gasgriff nicht ganz aufgerissen, wenn der gute Mann irgendwo mit seinem Phonmesser auf die Strecke lugte.
Dem flüssigen Fahren war diese anfängliche Ablenkung nicht wirklich zuträglich, zumal ich besonders zu Beginn noch relativ eckig unterwegs war. Der Heidbergring ist wirklich recht klein und eng, d.h. wenn man halbswegs flott unterwegs sein möchte, ist man ständig in Bewegung. Dafür ist man aber auch ziemlich schnell ziemlich schräg unterwegs. Gegen Mittag hate ich schon das Problem, dass meine Sidi-Stiefel erste Auflösungserscheinungen zeigten, weil ich nicht nur mit Seiten über den Asphalt raspelte (dafür hat der Stiefel ja austauschbare Schleifer), sondern ab und an auch mit der Fußspitze, die schon von einem früheren Supermoto-Training malträtiert war. Die sich langsam vom Stiefel lösen wollende Sohle wurde dann aber wieder mit Duct-Tape fixiert.
Zwischen den Turns griffen alle gerne auf das kleine Gratiscatering zurück, d.h. es gab Obst, Kaffee und Wasser nach Belieben. So etwas sollte eigentlich Standard bei Motorradtrainings sein, mit relativ wenig Aufwand hält man so alle Teilnehmer halbwegs fit.
In der Mittagpause griffen dann alle auf ihre mitgebrachten Stullen zurück, nur ich wurde beliefert – Frau und Kinder brachten mir Sandwiches und guckten ein paar Runden zu.
Ein weiterer neugieriger Pausenbesucher war ein Jungspund auf seiner Yamaha R125, der zufällig am Ring vorbeifuhr und offensichtlich an ein wenig Schräglage für sein kleines Mopped interessiert war. „Dann hol‘ Dir schnell ordentliche Klamotten und für €50 bist Du den Rest des Tages dabei!“ ließen ihn die Veranstalter wissen und die Nachmittagsrunden begleitete uns eine weitere, bestimmt nicht langsame Maschine.
Die zweite Hälfte des Trainings fuhren wir dann im Uhrzeigersinn um den Kurs, d.h. so wie der Ring eigentlich „gedacht“ ist. Ich muss sagen, dass mir die „falsche“ Fahrtrichtung vom Vormittag deutlich mehr zusagte, wahrscheinlich weil linksrum einfach meine Schokoladenseite ist. Man sieht es deutlich an meinen Knieschleifern…
Dass ich ein wenig eierig durch die Gegend fuhr blieb auch einen der Instruktoren nicht verborgen, der ab und an in der freien Gruppe mitfuhr. Er bot mit an, sich mal für ein paar Runden an den Hinterreifen seiner Honda NTV Hawk(!)zu heften und siehe da: es klappte deutlich besser. Nicht perfekt aber immerhin…
Außerdem ließen gegen Ende natürlich bei mir wie bei allen anderen Teilnehmern die Kräfte und vielleicht auch die Konzentration nach. Der Fahrer einer schönen alten Guzzi leistete sich dann dummerweise am Ende der Geraden noch einen folgenschweren Verbremser und fügte sich und seinem Krad einige Blessuren zu.
Zum Veranstaltungsende war ich dann ziemlich platt und einen neuen Rundenrekord hatte ich auch nicht aufgestellt (nicht, dass ich wüsste, wo dieser läge…). Dafür war ich immerhin nach der Abschlussbesprechung ruck-zuck wieder zu Hause – Standortvorteil, wie schon gesagt…
Ich bin mir nicht sicher, ob ich nochmal mit der R6 auf den Heidbergring fahren würde, ich fand’s echt ein wenig zu hakelig, die Geraden sind zu kurz und die Kurvenradien mitunter winzig, als würde man ständig Kehren oder Serpentinen fahren. Mit einer SuperMoto allerdings wäre ich sofort dabei, ein handliches Motorrad ist auf dem kleinen Ring wirklich Gold wert und 120PS braucht man dort sowieso nicht.
Noch einmal mit der sympathischen Truppe von Speedy Martini zu fahren, könnte ich mir jedoch gut vorstellen, schließlich sind die auch auf anderen Kursen, wie dem Spreewaldring unterwegs.
Weitere Fotos vom Event gibt’s in meinem Google+ Album…
Ich habe mir den Heidberg-Ring bisher nur mal angesehen, ist ja auch nicht soo weit weg, und will da irgendwann mal fahren. Deine Beschreibung klingt, als würde meine Alp da gut hinpassen.
da möchte ich auch mal hin und gas geben bis man abhebt
Sehr interessanter Bericht.
Habe auch ab und zu Ärger, weil mein Auspuff etwas laut ist. Mit was für einem Schallpegelmesser misst Du? Will mir auch einen zulegen, damit ich die Lautstärke prüfen kann. Bisher bin ich auf http://www.schallpegel-messgerät.de gestossen. Eine Empfehlung fände ich super.