Updated on August 9, 2011
Oschersleben ’11
Sonntag mittag: Maschine abtapen, Spiegel und Nummernschild abschrauben (wer braucht das schon?) und dann ab in Richtung Lübeck, Helmut, seine R1 und den Miethänger abholen. In HH die R6 aufladen und dann ab ins Basislager in der Altmark, wo Mark, die Mille Factory und ein vorgeheizter Grill auf uns warteten.
Der nächste Morgen empfing uns mit 1a Racingwetter und der Check-in bei Shell Racing mit einer kleinen Überraschung: Statt wie gewünscht und wie sonst auch in Gruppe 2 (zweitlangsamste) sind wir in die Gruppe 3 (zweitschnellste) einsortiert worden. Als Grund dafür wurde uns der besonders hohe Anteil an Neulingen genannt, der nun die langsameren Gruppen besiedeln sollte. Treibt ein erfolgreicher Stefan Bradl vielleicht tatsächlich die Möchtegernracer auf die Rennstrecke?
Die Einführungsrunde lief gut. Die R6 lief smooth, die neuen Bremsbeläge verzögerten anständig und nach ca. 6 Kilometern Einfahren küsste das Knie schon den Asphalt – herrlich, das hatte ich vermisst.
Eine Gruppe 3 bei einem Renntraining hatte ich mir aber anders vorgestellt. Während ich die letzten Jahre noch öfter mal von diversen Maschinen verblasen wurde, zog diesmal allenfalls auf den 2 Geraden hier und da mal eine 1000er an mir vorbei. Dafür – und das prangere ich an! – blockierten die tollen Typen auf ihren dicken Maschinen die Kurven und alles was irgendwie auf meiner Ideallinie lag. Dabei erreichte ich laut Racechrono nicht einmal die Rundenzeiten aus dem letzten Jahr, sondern war eher noch langsamer. So ist das vielleicht wenn einen keiner „zieht“.
Die typische Runde sah dann so aus: Tausender vor mir, bremst früh, ich gehe kein Risiko ein und bremse auch, da er in der nächste Sekunde meine Linie kreuzen würde. In der Kurve taste ich mich dann ran (innen oder außen, wo grad Platz ist) und am Kurvenende sind wir dann gleich auf und der Typ dreht den Hahn auf und zieht mit sein 50 Extra-PS davon. Frust. Repeat.
Ich glaube, ich bin zwei Runden hinter einem Kilogixxer-Fahrer hinterhergefahren, der mich die ganze Zeit mit seiner rückwärtig angebrachten Kamera filmte. Der wird komisch gucken, wenn er zu Hause sieht, wie ich die ganze Zeit kopfschüttelnd hinter ihm herfahre. Zurück im Fahrerlager konnte ich dann sehen, wie sich die Helden aus seiner kleinen Gruppe der Superbiker gegenseitig zu Ihrer „gelungenen“ Runde beglückwünschten. Seufz…
Anderseits: Wahrscheinlich sah es bei uns vor ein paar Jahren beim ersten Renntraining ähnlich aus.
Das Fahrerfeld war dieses mal äußerst bunt gemischt, sogar eine DR350 wagte sich ins Teilnehmerfeld. Keine Ahnung, ob der Herr auf der kleinen Enduro das Training gewonnen hat aber Freude macht man sich, seiner Maschine und den übrigen Teilnehmern damit eher nicht. Er dürfte den kompletten Turn mit Vollgas gefahren sein…
Den Rennstreckenspaß konnte man uns aber nicht so schnell vermiesen. Zu selten kommt man nach Oschersleben und außerdem waren wir nicht angetreten, um Rekorde zu brechen. Der aktuelle Rundekord für Motorräder läge übrigens neuerdings bei 1:25 sagte man uns bei der Fahrerbesprechung. Da kann man schon mal ins Grübeln kommen, wo man eigentlich so ewig rumtrödelt, um im virtuellen Vergleich gute 25 Sekunden später über die
Ziellinie zu fahren… Vielleicht arbeite ich beim nächsten Mal wieder an meinen Rundenzeiten aber bei diesem Mal fehlte mir irgenwie die Motivation, meinen persönlichen Wohlfühlbereich zu verlassen, d.h. keine stempelnden Hinterräder, kein Bremsen auf der letzten Rille und auch der Hinterreifen sollte immer in der Spur bleiben.
Es war also eigentlich alles wie immer: tolles Wetter, ein wenig Rennatmosphäre und wir hatten Spaß am (für unsere Verhältnisse) schnellen Fahren.
Neu war dieses mal, dass auch wir zu den Bekloppten zählten, die ihren Rennstreckenausflug auf Video bannen wollten. Der Ansatz war mit einer eigens von Helmut geschreinerten hölzernen Kameraaufnahme auf der R1 eher low-tech und low-budget und es zeigte sich schnell, dass die Videofunktionen unserer kleinen Digiknipsen den feinen aber schnellen Vibrationen auf dem eigentlich recht geschmeidigen japanischen Vierzylinder nicht gewachsen waren. Der alte Camcorder hingegen (immerhin schon mit Digitalbändern) brachte dann aber halbwegs akzeptable Resultate und so weiß ich nun auch, wie es aussieht, wenn man mir hinterherfährt. Nämlich so:
Ja, ich weiß, 1:5Xer Rundenzeiten schafft man auch ohne Knieschleifen, aber mir macht’s so mehr Spaß… 🙂
Hell Yeah!
Nachdem ich das Video gesehen habe, freue ich mich noch mehr auf den #Nring. Ich hoffe, es ist trocken, damit ich den schnellen Kurvenfahrern wenigstens auf der Gerade Paroli bieten kann 😉
Schöner Bericht, schönes Video!
Griesgram999 ich denke wir werden dann zu den Dickschiffen gehören, welche die anderen in der Kurve blockieren 🙂
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Hallo,
wie ist diese Strecke? Ich meine, ist sie gut ausgestattet? – ich war noch nie dabei aber schon viele positive Erfahrungen gehört, aber nur von Besuchern? Wie ist die Strecke aus Fahrersicht?
Gruß: Marko
Cooles Youtube video da kiregt man richtig lust zu driven, wenn nicht immer die kurven wären;.)
Fahre zwar selber kein Motorrad, aber junge junge! Das sieht nach Spaß aus. Sehr schönes Video. Und dein Wohlfühlbereich scheint ziemlich flott zu sein.
Cooler Bericht und das mit deinem Frust kann ich verstehen. Fahre eine Ducati 748, da habe ich häufig auch das Problem.
Aber hey, besser dir Fahrer mit größeren Motoren tasten sich auf der Rennstrecke als auf der Straße an die Leistung Ihrer Maschine an. So kann man das dann auch mit weniger Frust auf der Strecke sehen 😉
@ Marko113: OSL ist eine richtig geile Strecke, die man recht schnell lernen kann. Es gibt natrülcih auch hier ein paar Stellen die schwieriger sind (z.b. die Triple-links), aber fun macht sie auf jeden Fall. Im Fahrerlager hat man alles was man braucht. Die Tanke ist teuer, aber in ca. 2km gibt es eine Raiffeisen, Total und Aral.